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Medikamente mit geringen Nebenwirkungen

 

In Sonntagsreden wird unermüdlich betont, so etwas wie der "Contergan"-Skandal sei ein schmerzliches Lehrstück, dürfe und werde sich keinesfalls wiederholen - und was dergleichen Phrasen mehr sind. Sie sind vergleichbar mit der Rede des Bundespräsidenten über den Reichstag als "Herzstück unserer Demokratie", das jetzt angegriffen worden sei. Wo die Demokratie wirklich angegriffen wird, davon redet man nicht. Man redet ja auch nie davon, welche Ursachen eine Tragödie wie der Contergan-Skandal in Wirklichkeit hatte - und dass sich so etwas jederzeit wiederholen kann, weil wir rein gar nichts daraus lernen.

 

Hier sehen Sie meine Lebensgefährtin. Sie heißt Angeli und sieht etwas anders aus als andere Menschen. Diese "Behinderung" ist weder für sie noch für mich ein Problem.

 

Aber Angelis kurze Ärmchen sind nicht irgendeine Laune der Natur (auch so etwas kommt gelegentlich vor), sondern das Ergebnis eines Pharmaskandals. Anfang der 60er Jahre nahmen, wie Angelis Mutter, tausende schwangere Frauen das Medikament "Contergan" ein, ein angeblich harmloses Schlafmittel, hergestellt von der Firma Grünenthal in der Nähe von Aachen. Sie gebaren Kinder ohne Arme und/oder Beine, mit Händchen oder Füßchen direkt an den Schultern bzw. Hüften, teils mit schweren inneren Schädigungen, Lähmungen, Taubheit etc. Zehntausende Kinder kamen mit solchen Behinderungen auf die Welt, viele weitaus stärker betroffen als Angeli. Und viele haben ein schweres, leidvolles Leben.

 

Wer sich die Zeit nimmt, die Hindergründe des "Contergan"-Skandals anzuschauen, wird traurig oder wütend. Ich möchte hier nicht den ganzen Skandal nacherzählen, empfehle aber nachdrücklich das Youtube-Video mit dem Titel "Contergan ist die Folge von unverantwortlichen Politikern und Prüfungsbehörden". Ich sah diesen Bericht vor ein paar Wochen, und obwohl ich die ganze Geschichte schon lange kannte, ergriff sie mich auf eine neue, schockierende Art und Weise. Denn ich erkannte jetzt mit Schrecken: Geschichte wiederholt sich.

 

 

Der Contergan-Erfinder

 

Über Dr. Heinrich Mückter weiß Wikipedia zu berichten: "1933 wurde er Mitglied der SA und 1937 Mitglied der NSDAP. Während des Zweiten Weltkriegs war er Stabsarzt und stellvertretender Direktor des Instituts für Fleckfieber und Virusforschung des Oberkommandos des Heeres ... in Krakau. Mit menschenverachtenden Methoden wurde dort der Weigl-Impfstoff gegen Fleckfieber hergestellt. Bei den 'medizinischen Experimenten' wurden KZ-Häftlinge als Versuchspersonen missbraucht, nicht wenige starben dabei. Polnische Zwangsarbeiter kamen als Wirte für die Erregerläuse zu Tode. 1946 stellte die Krakauer Staatsanwaltschaft deshalb Haftbefehl gegen Heinrich Mückter, dem er sich jedoch durch Flucht in die westlichen Besatzungszonen entzog".

 

Mückter setzte nach dem Krieg bei Grünenthal das fort, was er im Umfeld eines KZ begonnen hatte, und entwickelte agressiv neue Medikamente, egal ob Menschen dabei zu Schaden kamen. Hätte man doch bei Grünenthal erst einmal die Vergangenheit eines solchen Mannes angeschaut, ehe man ihm große Verantwortung übergab! Aber vielleicht hat man das ja getan, ja ihn vielleicht gerade deshalb engagiert? Auch andere führende Grünenthal-Ärzte waren einschlägig vorbelastet: Alles Zufall? Jedenfalls drückte Mückter sein neues Projekt "Contergan" brutal gegen alle Widerstände durch: Erste Schadensfälle in den Familien eigener Mitarbeiter wurden einfach ignoriert - deren Frauen hatten sich (und unwissend ihre ungeborenen Kinder) als Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt - und bald folgten eindringliche Warnungen eines Kinderarztes, Dr. Widukind Lenz. Aber auch die schlug man in den Wind, bis Lenz sich endlich an die Presse wendete. Dieser Schritt hatte (damals war das noch so!) eine entscheidende Wirkung: Grünenthal nahm "Contergan" unter Druck endlich vom Markt.

 

Was vor 60 Jahren "Contergan" war, ist heute die geplante Corona-Schutzimpfung, ohne die, wie die Bundeskanzlerin sagte, die Pandemie nicht zu einem Ende kommt. Wer heute Dr. Mückters Rolle spielt, werden wir noch sehen. Aber wir wollen nicht ungerecht gegen ihn sein, seine Karriere ist nämlich gar nicht so ungewöhnlich, nur hatte er das "Pech", in Zeiten zu leben, in denen das Charakter-Zeigen noch ein bisschen schwerer war als sonst. Ihm wurde eben nicht die "Gnade der späten Geburt" (Helmut Kohl) zuteil!

 

Denn ungefähr so beginnt doch eigentlich jede wissenschaftliche Karriere: Da ist ein Nachwuchsforscher einfach fabelhaft gut - das kann ein Mediziner sein oder sonst jemand -, er fällt in Fachkreisen auf, und oben in der Politik und anderen einflussreichen Zirkeln nickt man wohlgefällig: So einen kann man brauchen! Der Forscher findet das wunderbar, denn das ebnet Wege zu Geldtöpfen, zu Ehrungen, Ruhm und Wohlstand, es folgen Promotion, eventuell Habilitation, Berufung in ein hohes Amt: die Sektkorken knallen. Allerdings: Je nachdem, wie gerade die politischen Gegebenheiten sind, kann es passieren, dass diese Wege auch in die Nähe eines KZ führen. Und möglicherweise bekommt der Forscher, der nur für seine Arbeit lebt, überhaupt nicht mit, was dort eigentlich abgeht. Seine Arbeitsbedingungen sind ja so gut wie nirgends sonst, und das Tollste ist: er kann immer sofort ausprobieren, wie die Sachen wirken, die er da entwickelt. Skrupel wehrt er mit dem Gedanken ab: Die, die da bei Studien mitmachen, sind ja "nur" Gefangene, also Kriminelle ...

 

Andere Forscher haben mehr Glück ("Gnade der späten Geburt" eben). Sie arbeiten in einer neuen Zeit, in der die Menschenwürde als unantastbar gilt. Das ist entspannender, aber auch umständlicher, denn die Forscher der neuen Zeit haben keine KZ-Insassen als Versuchskaninchen. Und einfach so unerprobtes Zeug auf den Markt zu werfen ist sechzig Jahre nach Contergan auch nicht mehr möglich, denn für so etwas gibt es inzwischen Regularien. Es läuft eben alles ein bisschen anders in der neuen Zeit, weil die Politik in der neuen Zeit eben auch ein bisschen anders organisiert ist: Alles zu offensichtlich Brutale ist verpönt, KZs von der Bildfläche verschwunden; aber woher nimmt man jetzt die Versuchskaninchen? Die Forscher sind genauso ehrgeizig wie eh und je, aber sie sind eingeengt.

 

Aber einer dieser besonders fabelhaft guten Forscher hat eine Idee, wie man sich aus dieser Enge befreien kann: Man wartet auf eine Notsituation, vielleicht eine Pandemie, kann bei ihrer Erzeugung vielleicht sogar etwas nachhelfen. Wenn man die Pandemie aber jetzt beherrschen will, dann - ja dann - "dann müssen wir wahrscheinlich regulative Dinge außer Kraft setzen, was Impfstoffe angeht." Ich reibe mir die Augen, aber verstehe langsam: Dieser Forscher findet, man kann die Impfstoffe eigentlich gleich am ganzen Volk oder einem Teil davon ausprobieren. Das ist recht praktisch - aber halt! Was, wenn doch wieder so etwas passiert wie bei Contergan? Auch dafür ist eine Lösung bei der Hand: "Für so ein Risiko müsste dann auch der Staat haften". Und wie soll der Staat das tun? Kann er die Geschädigten etwa wieder gesund machen? Nein, das geht ganz anders: mit Geld (wenn es fehlt, druckt man halt welches).

 

Der fabelhafte Fachmann, der solche Dinge, obwohl "nicht ins Reine gedacht", trotzdem einer Riesenöffentlichkeit gegenüber "einfach so ins Mikrophon" sagte, heißt Prof. Drosten. Man kann es nachhören in seinem Podcast Nr. 16. Und das Tollste ist: Dafür, worüber er hier laut nachdenkt, hat er ein Vorbild. Der Staat haftet (zahlt) nämlich auch für Dr. Mückters und Grünenthals Opfer (und zwar bis vor ein paar Jahren jämmerlich wenig). Das weiß natürlich fast niemand. Der Contergan-Prozesses Ende der 60er Jahre endete keineswegs mit einer Verurteilung der Schädiger, sondern es wurde ein Gesetz gemacht über eine Stiftung, in die die Firma Grünenthal einen einmaligen Betrag einzahlte; seit dieses Geld weg ist, das heißt seit Jahrzehnten, werden die Renten der Opfer vom Steuerzahler bezahlt.

 

Ich sagte ja, man sollte auf die Vergangenheit der Menschen schauen, denen man Verantwortung übergibt. Die Firma Grünenthal, so mutmaßte ich, wird bei Mückter genau gewusst haben, wen sie da holt und warum. Und weiß man das heute bei Drosten auch?

Natürlich weiß man das. Drosten dramatisierte schon 2009 die Schweinegrippe und propagierte schon damals die Impfung. Die Süddeutsche Zeitung zitierte ihn damals:

"Bei der Erkrankung handelt es sich um eine schwerwiegende allgemeine Virusinfektion, die erheblich stärkere Nebenwirkungen zeitigt als sich irgendjemand vom schlimmsten Impfstoff vorstellen kann." Mit anderen Worten: "Leute, lasst Euch impfen! Was auch immer für Gift Ihr in Euch reinspritzen lasst, ist immer noch besser als diese Grippe!" Das war entweder gelogen oder eine jämmerliche wissenschaftliche Fehlleistung. Die Schweinegrippe fiel aus, und der Staat, der für alles die Haftung übernehmen soll, entsorgte sechzehn Millionen Impfdosen, die er angeschafft hatte, im Magdeburger Müllheizkraftwerk. Vorher hatte er sie natürlich - auf den Rat des ungeheuer fabelhaften Forschers hin - bestellt und bezahlt.

 

Ach so, und dann waren da noch die "geringen Nebenwirkungen" des Impfstoffes, mit dem sich zwar nicht viele, aber immerhin einige Menschen hatten impfen lassen. Manche davon müssen sich nämlich jetzt ihr Leben lang mit der Schlafkrankheit Narkolepsie herumschlagen, die ein normales Leben unmöglich macht. Wer haftet dafür, Herr Prof. Drosten?

 

Würde man Dr. Mückter, lebte er noch, heute eine verantwortungsvolle Rolle im deutschen Gesundheitswesen spielen lassen? Zurecht nicht! Ich frage: Wieso darf eine solche Rolle Prof. Drosten spielen?

 

 

Die Warner

 

Dr. Widukind Lenz wurde schon erwähnt; er hatte die erschreckend vielen Missbildungen bei Säuglingen in Deutschland als erster mit dem Medikament "Contergan" in Zusammenhang gebracht. Diejenige Person, die die abertausendfache Verbreitung in den USA verhinderte, war Dr. Frances Oldham Kelsey. Als Pharmakologin trat sie 1960 in den Dienst der US-Gesundheitsbehörde, wo sie für die Zulassung von Medikamenten zuständig war. Als einen ihrer ersten Fälle bekam sie ausgerechnet das Zulassungsersuchen für den "Contergan"-Wirkstoff Thalidomid auf den Schreibtisch. Und obwohl frisch im Amt und unter starkem Druck stehend, schickte sie der Firma, die das Mittel in Lizenz herstellte, immer wieder abschlägige Bescheide. Die Firma gab erst 1962 auf, als das Medikament längst in Misskredit geraten war. Mit ihrem Verbot des Mittels hatte Dr. Kelsey aber lange weltweit allein auf weiter Flur gestanden, denn in 20 anderen Ländern war es bereits zugelassen.

 

Was zeigt uns der Blick auf eine solche Persönlichkeit? Er zeigt, dass jemand, der allein gegen alle steht, im Recht sein kann. Dr. Wolfgang Wodarg und Prof. Sucharit Bhakdi, die beide vor zehn Jahren bereits gegen Prof. Drosten standen, indem sie die Warnung vor einer Schweinegrippe als Panikmache und die Impfung als verantwortungslos geißelten, die aber heute als Prügelknaben benutzt werden, stehen auf der Seite von Frances Oldham Kelsey! Und ich freue mich auf den Augenblick, da diesen beiden führenden Corona-Kritikern ein Verdienstorden verliehen wird, so wie es Frances Oldham Kelsey 1962 zuteil wurde, als Präsident John F. Kennedy ihr feierlich die höchste Auszeichnung für Regierungsangestellte verlieh.

 

Es zeigt aber auch, dass der Sonderweg eines einzelnen Landes gegen die überwältigend erscheinende Weltmehrheit der einzig richtige sein kann. Das gilt nicht nur für Schweden, sondern kann auch für eine Diktatur wie Weißrussland gelten! Präsident Lukaschenko, seit über 25 Jahren im Amt, hat die angebliche Corona-Pandemie einfach ignoriert. Merkwürdig, dass ausgerechnet jetzt eine Revolution in seinem Land von außen angeheizt wird (mit dem Nebeneffekt, dass dort Millionen dicht gedrängt auf die Straße gehen - können die sich nicht anstecken?). Geldzahlungen des IWF wurden bereits eingefroren, weil Lukaschenko nicht bereit ist, sein Land mit Corona-Maßnahmen zu überziehen. Ist das alles Zufall?

 

 

Verflechtungen

 

Wenn ich kritisiere, dass Bill Gates offenbar starke Fäden in der Hand hält, mit denen er eine weltweite Impfkampagne steuert, dann muss ich mich "Verschwörungstheoretiker" schimpfen lassen. Dasselbe, wenn ich darauf hinweise, dass Jens Spahn eigentlich ein Pharma-Lobbyist ist und die Interessen seines Auftraggebers vertritt. Wenn ich es unerträglich finde, dass dieser Bankkaufmann im Amte des Bundesgesundheitsministers sich, während er andere in die Verzweiflung manövriert, von einer Bank, in deren Verwaltungsrat er jahrelang saß, eine Millionenvilla finanzieren lässt, dann bin ich ein "Populist" ... und so weiter und so weiter. Das Zeigen mit dem Finger auf Einzelakteure verstoße gegen die guten Sitten! Sei meiner unwürdig! Lenke ab von unserem eigentlichen, großen und vor allem gemeinsamen Problem, für dessen Lösung jetzt alle an einem Strang ziehen müssten ...

 

Bla, bla, bla.

 

Passiert wirklich nichts Wesentliches durch entscheidende Handlungen oder Unterlassungen von Einzelakteuren? Werfen wir doch noch einmal einen Blick auf die Einzelakteure beim "Contergan"-Skandal. Dr. Mückter: ein Einzelakteur. Die Grünenthal-Besitzerfamilie Wirtz, die laut Wikipedia zu den vierzig reichsten Familien in Deutschland gehört: ein Einzelakteur. Und im Positiven: Dr. Lenz: ein Einzelakteur. Frances Oldham Kelsey: eine Einzelakteurin. Einzelakteure sind bis zu einem gewissen Grade austauschbar, gewiss. Aber wenn das "System" keine Einzelakteure mehr fände, die gern bei seiner Agenda mitwirken und fabelhaft davon profitieren, dann wäre es am Ende. Und darum ist der Blick auf solche Einzelakteure wichtig.

 

Hier abschließend also noch ein Blick auf einen Einzelakteur, der ein bisschen im Schatten wirkte und desen Rolle kaum bekannt ist. Das ist ein Rechtsanwalt, der im Vorfeld des "Contergan"-Prozesses den Inhaber der Firma Grünenthal vertrat. Sein Name war Josef Neuberger. Er gab aber schon bald das Mandat auf, wurde Justizminister von Nordrhein-Westfalen und damit Dienstherr derjenigen Staatsanwaltschaft, die seinen Mandanten anklagen wollte. 1968 wurde das Hauptverfahren tatsächlich eröffnet, aber 1970 ohne Urteil "wegen Geringfügigkeit" eingestellt.

 

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Jürgen Plich
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