Künstler-Demo in München am 24.10.2020

Am 24. Oktober 2020 gehen in München Künstler und Kulturveranstalter auf die Straße: https://aufstehenfuerkultur.de/veranstaltungen.  So schön es vordergründig zu sein scheint, dass nun Künstler für ihre Anliegen demonstrieren, muss ich doch ein wenig Wasser in den Wein gießen.

Leider scheint es bei dieser Demonstration nicht um die grundsätzliche Infragestellung der Zwangsmaßnahmen zu gehen, sondern ausschließlich darum, dass wieder Kulturveranstaltungen stattfinden können zu "besseren" Bedingungen als jetzt. Das sehe ich zwar als legitime Forderung an, aber ich glaube nicht, dass uns das gesellschaftlich, menschlich und künstlerisch auch nur einen Zentimeter voran bringen wird.

Ich lese auf der Seite der Veranstalter: "Wir protestieren friedlich und unter Einhaltung der Hygiene- und Sicherheitsregeln". Eine Zeile weiter heißt es: "Wir distanzieren uns von jeglichem rechts- und linksextremen Gedankengut." Ich frage: Wenn man doch in der Lage ist, sich von etwas zu distanzieren, warum distanziert man sich dann nicht von den sogenannten "Hygieneregeln"? Es wäre doch leicht möglich gewesen, etwa zu schreiben: "Wir lehnen die sinnlosen Hygieneregeln ab, fordern aber alle Teilnehmer dazu auf, sich unter Protest daran zu halten, damit die Veranstaltung nicht von der Polizei verboten oder aufgelöst wird". Oder ähnlich. Das wäre doch möglich gewesen!

Was mich betrübt, ist die intellektuelle Kurzsichtigkeit, die aus solchen Formulierungen spricht. Man springt brav über das hingehaltene Stöckchen, indem man pflichtschuldigst und politically übercorrect Rechte und Linke ausgrenzt, ohne zu merken, dass die Themen "rechts" und "links" längst von gestern sind, weil die Gefahr inzwischen von ganz woanders herkommt. Von diesen Zumutungen aber, nämlich von aggressiv und undemokratisch durchgeboxten "Hygieneregeln", die in Wirklichkeit Knebelmaßnahmen zur Disziplinierung der Bevölkerung sind, distanziert man sich nicht. Man hat also gar nichts verstanden und ist folglich nicht an der grundsätzlichen Infragestellung der Maßnahmen interessiert, sondern nur daran, mit der Politik bessere Bedingungen für die Kulturschaffenden auszuhandeln.

In der Tat scheinen auch die eingeladenen Redner nicht hinreichend darüber informiert zu sein oder zu leugnen, dass das Corona-Regime zu 100 Prozent auf falschen, erlogenen, betrügerischen Scheinargumenten beruht. Es ist für mich ein Hohn, dass ein Dr. Heubisch sprechen wird, der jüngst in einer Parlamentsdebatte stolz sagte: "Wir als FDP waren die ersten, die eine Maskenpflicht beim Einkaufen gefordert haben". Solche "Fürsprecher" möchte ich nicht haben!

Es mag eingewendet werden: "Wir können keine Maximalforderungen aufstellen", "Wir müssen taktisch geschickt und pragmatisch vorgehen", "Wir müssen auch für diejenigen Künstler und Kulturinteressierten sprechen, die die Maßnahmen in eingeschränkter Form richtig finden". Das ist nachvollziehbar, denn für die Künstler geht es um die nackte Existenz. Das verstehe ich.

Aber das Äußerste, was die Politik hierauf anbieten wird, ist ein mieser, unfairer Handel, und man wird bei diesem schmutzigen Geschäft der Schwächere sein! Die Politik wird den Künstlern und Veranstaltern eventuell "entgegenkommen" und Bedingungen stellen: Noch strengere Hygienekonzepte, engmaschige Registrierung und Nachverfolgung der Besucher, Maskenpflicht auf dem Sitzplatz und und und. Und dann werden die Künstlervertreter (in der Art, wie wir es seit jeher von Gewerkschaften kennen) "Zugeständnisse", die auf solchen Händeln beruhen, als Verhandlungserfolge verkaufen. Das zementiert aber die Situation statt sie aufzulösen.

Ich spitze zu: Das läuft auf einen Deal hinaus, der besagt: "Ihr kriegt Eure Diktatur, und wir dürfen unsere Kunst machen und halten die Klappe; Hauptsache, wir können unsere Brötchen verdienen." Dieser Schuss geht aber garantiert nach hinten los, denn damit schaufelt man der Kunst, die nur in Freiheit gedeihen kann, ihr Grab.

Hierzu fällt mir Georg Danzers Lied "Die Freiheit" ein. Der Text lautet:

Vor ein paar Tagen ging ich in den Zoo.
Die Sonne schien, mir war ums Herz so froh.
Vor einem Käfig sah ich Leute stehn,
Da ging ich hin, um mir das näher anzusehn.

"Nicht füttern!" stand auf einem großen Schild,
"Und bitte auch nicht reizen, da sehr wild!"
Erwachsene und Kinder schauten dumm,
Und nur ein Wärter schaute grimmig und sehr stumm.

Ich fragte ihn: "Wie heißt denn dieses Tier?"
"Das ist die Freiheit", sagte er zu mir,
"Die gibt es jetzt so selten auf der Welt,
Drum wird sie hier für wenig Geld zur Schau gestellt."

Ich schaute und ich sagte: "Lieber Herr,
Ich sehe nichts, der Käfig ist doch leer!"
"Das ist ja gerade", sagte er, "der Gag:
Man sperrt sie ein und augenblicklich ist sie weg."

Die Freiheit ist ein wundersames Tier,
Und manche Menschen haben Angst vor ihr.
Doch hinter Gitterstäben geht sie ein,
Denn nur in Freiheit kann die Freiheit Freiheit sein.

Auf lange Sicht wird sich jede Art von "taktischer Strategie" sicherlich gegen uns wenden. Das darf nicht geschehen! Alles andere als eine bedingunglose Rücknahme aller Maßnahmen ist strikt abzulehnen.

Ich habe für jeden Künstler Verständnis, der hier demonstriert, weil er sich eine Besserung seiner Situation davon erhofft. Ich beteilige mich aber aus den genannten Gründen nicht an dieser Art von Aktionen.

 

 

Jürgen Plich
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