Zu Beethovens Klaviersonate op. 110

 

Technische Vorbemerkung:

Mit Hilfe der blau eingefärbten Links können Sie die besprochenen Stellen im Video problemlos finden und nachhören. Klicken Sie einfach auf die Links, und sogleich öffnet sich das Youtube-Video an der richtigen Stelle (und schließen Sie nach dem Anhören einer Stelle den Tab wieder). Wenn Sie das Stück noch nicht kennen, empfehle ich Ihnen, es zunächst ganz anzuhören, dann evtl. noch einmal die einzelnen Sätze. Erst als letzten Schritt würde ich den Text dazunehmen.

Der Link zum Video auf der Youtube-Seite ist:

https://www.youtube.com/watch?v=5Vzj36uLLt4&feature=youtu.be

Wenn es Ihnen gefällt, geben Sie mir bitte auf der Youtube-Seite einen "Daumen hoch", schreiben Sie einen Kommentar und/oder abonnieren Sie meinen Youtube-Kanal! Sie können das Video natürlich auch hier oben anklicken, aber dann haben Sie diese Möglichkeiten der Interaktion nicht.

 

Inhaltliche Vorbemerkungen:

1. Hilfreich kann es sein, zunächst meinen Text über Spätwerke von Beethoven in diesen schweren Zeiten zu lesen. Sie finden ihn hier.

 

2. Nichts von dem, was Sie im Anschluss lesen, dürfen Sie wörtlich nehmen, sondern unbedingt „cum grano salis“! Es war Felix Mendelssohn, der sagte: Das, was mir eine Musik ausspricht, die ich liebe, sind mir nicht zu unbestimmte Gedanken, um sie in Worte zu fassen, sondern zu bestimmte. Das heißt, dass alles, was man über Musik aussagen kann, viel weniger präzise ist als die Musik selbst. Man kann sie mit Worten nicht erklären!

Betrachten Sie also das, was ich hier versuche, lieber als so etwas wie eine sehr freie Übersetzung aus dem Weltbild einer anderen Epoche in das heutige. Übersetzungen sind manchmal nötig, weil wir sonst Wesentliches falsch oder gar nicht verstehen. Um ein besonders auffälliges Beispiel zu nennen: Wenn etwa ein geschätzter Kollege mir sagt, Beethoven habe in der Sonate op. 111 nebenbei den Jazz erfunden, so missversteht er bei allem Respekt das Wesen dieser Musik, denn es besteht nur eine zufällige Übereinstimmung auf einer sehr oberflächlichen Ebene zwischen den Beethovenschen Rhythmen und einer viel später entstandenen Musikgattung. Dies als Jazz zu hören, ist so, als wolle jemand das englische Wort eye mit dem deutschen Ei übersetzen, nur weil beide Wörter ähnlich klingen.

Bei Übersetzungen können auch wirkliche Fehler passieren, trotzdem schaffen sie neues Verständnis. Oder wer wollte Luther dafür kritisieren, dass er die Bibel ins Deutsche übersetzt hat, weil ihm ein paar Stellen nicht hundertprozentig gelungen sind? Wir müssen uns aber unbedingt bewusst sein, dass eine Übersetzung Missverständnisse zementieren kann, die sich nur aufklären lassen, wenn man im Original nachschaut. Hören Sie sich also die Musik aufmerksam an, und wenn Ihre Empfindung mit dem, was Sie hier lesen, absolut nicht zusammenpasst, vertrauen Sie lieber sich selbst als mir!

Eine Beschreibung und Verständlichmachung der Musik, wie ich sie hier versuche, kann man also entweder als plakativ und grob ablehnen und als Versuch sehen, den Elefanten als Hüter des Porzellanladens einzusetzen, oder man kann es sehen wie das, was ich gerade in unserem Haus erlebe, wo zur Zeit ein Musikstudio eingerichtet wird: Damit ein schöner Raum entsteht, müssen zunächst Handwerker mit hässlichen Gerüsten, groben Werkzeugen und Schmutz hantieren. Aber sie müssen dann auch irgendwann wieder verschwinden! Sehen Sie die Erklärungen als Gerüst, das Sie so schnell wie möglich wegnehmen sollten, sobald es seinen Sinn und Zweck erfüllt hat.

 

 

Sonate As-dur op. 110

Moderato cantabile molto espressivo

Allegro molto

Adagio ma non troppo - Recitativo - Arioso dolente (Klagender Gesang)

Fuga: Allegro ma non troppo

L'istesso tempo di Arioso - Perdendo la forze, dolente (Ermattet klagend)

L'istesso tempo della Fuga - poi a poi di nuovo vivente (Nach und nach wieder auflebend)

 

In der Sonate op. 110, Beethovens vorletzter Klaviersonate, geht es um nichts Geringeres als um Tod und Auferstehung, wörtlich oder in einem übertragenen Sinne. Beethoven hat hier eine Musik auf der Grenze zwischen weltlicher und „geistlicher“ (aber keinesfalls konfessionsgebundener) Musik geschrieben. Ähnlich wie manches aus Mozarts Zauberflöte lässt uns diese Musik kosmische Zusammenhänge erahnen und sogar miterleben, ohne dass wir uns in eine Kirche versetzt fühlen. Sie hebt Religiöses aus dem konfessionellen Zusammenhang heraus und macht es für jeden erlebbar.

 

Der erste Satz beginnt nicht mit einem Hauptthema, wie man es sonst von einer Sonate kennt (gleich ob von Haydn, Mozart, Beethoven oder sonst wem), sondern überraschenderweise mit drei übergangslos hintereinandergeschalteten Passagen, nämlich

(1.) einem viertaktigen eröffnenden „Motto“, auf das

(2.) eine weit ausschwingende Melodie folgt, welche

(3.) von sternenregenartigen, von oben bis unten über die Klaviatur gestreuten Zweiunddreißigstelfiguren abgelöst wird.

Merkwürdig, dass Beethoven, der in anderen Werken die Musik doch stets von Beginn an entwickelnd vorantreibt, hier so lapidar (man ist beinahe versucht zu sagen: plump) agiert und dabei lange in derselben Tonart verharrt! Dies hören Sie im Video vom Anfang bis zu Minute 1'10.

 

Ich habe dafür folgende Erklärung: Die drei Passagen symbolisieren die drei Qualitäten der menschlichen Existenz, von denen ich in der allgemeinen Einführung Spätwerke von Beethoven"  gesprochen habe: Körper, Seele und Geist.

(1.) Wie der Körper ist auch das kurze eröffnende „Motto“ von vergleichsweise fester, zähflüssiger Konsistenz, seine pianistische Faktur kompakt, und die nur eine Sexte umfassende Melodie wirkt wie in sich gefangen, weil sie eigentlich nur aus fallenden Terzen und aufsteigenden Quarten besteht.

(2.) Der zweite Abschnitt ist „flüssiger“: Die Begleitung, indem sie sich in Sechzehntelfiguren auflöst, treibt die Melodie sanft voran, und diese verliert ihre Erdenschwere, singt sich aus und steigt dabei bis zum dreigestrichenen f hinauf. Das ist die empfindende Seele!

(3.) Schließlich der Geist in dem Zweiunddreißigstel-Sternenregen: Er ist ungreifbarer und abstrakter, eine Melodie im eigentlichen Sinne gibt es nicht.

 

Also können wir doch eine Entwicklung vom ersten Ton an beobachten:

(1.) Der Blick auf den grobstofflichen Körper

(2.) weitet sich und schaut auch die feinstoffliche Seele an,

(3.) und wenn der Geist ins Spiel kommt, kann die Musik die angestammten Harmonien verlassen und in den Weltenraum fliegen.

 

Hören Sie dies am besten noch einmal vom Anfang bis zu Minute 1'10. Und bleiben Sie diesmal noch einige Sekunden länger dran: Dann erleben Sie anschließend, wie der Zweiunddreißigstel-Sternenregen in einer leisen silbrigen Melodie in höchster Höhe mündet! Wer zu vernehmen gelernt hat, was hinter den Noten steht, sieht sich hier an einen unbestimmten, aber friedlichen Ort im Universum versetzt, in absoluter Schwerelosigkeit und von einem weißen Licht umhüllt. Hören Sie es ein paarmal, um es zu spüren! Danach freilich entladen sich heftige Explosionen … In solche Zustände jenseits von Raum und Zeit versetzt uns Beethoven in seinen späten Werken immer und immer wieder.

 

Aber – und das lässt uns ahnen, wieso man mit seiner Musik „frei werden (kann) von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen“ Beethoven erspart uns nicht den Weg, den man gehen muss, um als Erdenmensch dergleichen spirituelle Erfahrungen zu machen. Er verwöhnt uns eben nicht mit schönen sentimentalen Traumwelten, die uns für ein paar Minuten von der harten Wirklichkeit ablenken und uns schwärmen lassen „Oh, das war ja sooo emotional“. Beethoven zeigt, wie ein Mensch sich hinarbeiten kann zu einem höheren, spirituellen Bewusstsein.

 

Deshalb folgt nun in diesem Satz ein Mittelteil, die sogenannte Durchführung, die uns wieder zurückwirft aufs Diesseits - im Video von Minute 2'13 bis 2'58. Wieder und wieder wird mit fast quälender Penetranz, ausgehend von der Tonart f-moll, der Beginn des viertaktigen „Mottos“ vom Satzanfang wiederholt. Der körperliche Aspekt des Menschseins ist also längst nicht überwunden, nur weil wir in diesem Satz schon einmal für einen Moment einen Blick in andere Dimensionen werfen durften! Aber am Ende dieses kurzen Durchführungsteils hat sich etwas verändert: Wenn nämlich jetzt der Satzanfang wieder in der Originaltonart erklingt, begleitet die linke Hand ihn mit eben jenen Zweiunddreißigstel-Figuren, die das geistige Element symbolisieren, und deshalb klingt er im Vergleich zum Beginn tatsächlich viel be-geist-erter: Beim Durchschreiten einer schwierigen Wegstrecke haben sich Körper und Geist verbunden – jedenfalls für diesen Augenblick.

 

Hören Sie Diese Durchführung gern noch einmal. Bei 2'58 wird das Anfangsmotto mit der Zweiunddreißigstel-Begleitung wieder aufgenommen.

 

Jetzt erkennen wir auch, dass diese Melodie, die wir bisher als einleitendes „Motto“ bezeichneten, in Wirklichkeit das eigentliche Hauptthema des Satzes ist. Wir nennen es also ab jetzt auch so. Dass es sogar die ganze Sonate beherrscht, werden wir noch sehen. Lassen Sie uns die Bedeutung dieses Hauptthemas aber noch klarer definieren: Wir sprachen davon, dass es den körperlichen Aspekt des Menschseins symbolisiert. Besser formuliere ich es aber vielleicht so: Es symbolisiert den Menschen als auf Erden inkarniertes Wesen, der einen unter Umständen schweren Weg zu gehen hat. Schon jetzt sei verraten, dass es hier um einen Weg „per aspera ad astra“ geht, der schließlich ins Licht führt.

 

Zunächst folgt aber erst einmal ab Minute 6'17 der etwas spröde und großspurig, im Mittelteil skurril daherkommende zweite Satz, ein Scherzo (obwohl es nicht ausdrücklich als solches bezeichnet ist). Wer, wie früher auch ich, meint, es sei doch ein Fremdkörper in dieser großartigen Sonate, sollte sie einmal anhören ohne diesen Satz, um zu merken, dass etwas Entscheidendes fehlt. Denn welchen Sinn hätte wohl die Fastenzeit, wenn es keinen Karneval gäbe? Sobald der dritte Satz beginnt, spürt man sofort, wie notwendig diese Ablenkung war: Ein tief nachdenkliches und irgendwie verstört wirkendes Adagio reißt uns aus dem Strudel des Lebens. So einen Moment erlebt sicher jeder irgendwann einmal: Du feierst lustig, hast Spaß, und plötzlich ruft dich jemand an und teilt dir etwas Schreckliches mit.

 

Das Scherzo hören Sie, wie gesagt, ab Minute 6'17, das Adagio ab Minute 8'31. Und Mit ihm beginnt das eigentliche Mysterium dieser Sonate.

 

Mit Minute 9'52 hebt ein „Klagender Gesang“ an. Er steht in der Tonart as-moll, die sieben „B“s hat: Ausnahmslos jeder Ton der Tonleiter ist also um einen halben Tonschritt erniedrigt (man beachte die Doppeldeutigkeit dieses Wortes), eine dunklere Tonart gibt es nicht. Beethoven zitiert hier eine Melodie aus Johann Sebastian Bachs Johannespassion, nämlich die Gambenmelodie, welche dort die Arie „Es ist vollbracht“ einleitet. Wir werden also an die Stelle der Passionsgeschichte unmittelbar vor dem Tod Jesu erinnert, einen der (spirituell gesehen) dunkelsten Moment der Weltgeschichte, da der Sohn Gottes erniedrigt und ermordet wurde! Beethoven entwickelt nun aus dem Bach-Zitat eine lange, ergreifende Melodie, die an vielen Stellen an die zweite, die „Seelen“-Melodie des Anfangs erinnert. Denn natürlich gehört dieser Klagende Gesang wie alles, was Empfindung ist, sei es Freude oder Trauer, der Seelenwelt an. Die linke Hand pocht leise dazu wie ein Herzschlag. Noch einmal der Hinweis: Den Klagenden Gersang hören Sie ab Minute 9'52.

 

Wie aber versucht Beethoven sich aus dieser Depression herauszuarbeiten? Das macht er erstaunlich routiniert, hält sich an bewährte Kompositionsmethoden! Er geht einfach zum Beginn der Sonate zurück, destilliert aus dem Hauptthema ein Fugenthema heraus, das ebenfalls im wesentlichen aus aufsteigenden Quarten und fallenden Terzen besteht, und komponiert damit eine durchaus schöne Fuge im Stile Bachs, beinahe (nicht ganz) eine perfekte Stilkopie. Nun symbolisiert aber unser Hauptthema (und damit auch das Fugenthema) ja den körperlichen Aspekt des Menschseins, und eine Fuge ist eine strenge Kompositionsdisziplin. Was geschieht aber, wenn man den Körper einer strengen Disziplin unterzieht, ohne seelische und geistige Aspekte zu berücksichtigen? – Oh, das wird nicht gutgehen! Manche Menschen versuchen es und werden unausstehlich, fanatisch, krank oder depressiv.

 

Die Fuge beginnt mit Minute 12'06, und ab ca. Minute 13'50 können Sie hören, wie sich zwar ein triumphaler Schlussakkord anzukündigen scheint (die Konzertbesucher bringen jedenfalls die Hände schon mal zum Applaudieren in Stellung), wie es stattdessen aber zu einem katastrophalen Zusammenbruch kommt! Dieser zieht die Wiederholung des Klagenden Gesanges nach sich, und es zeigt sich: die Seele ist kränker denn je! Die Tonart ist nochmals um einen Halbtonschritt gesunken, die Melodie zerrissen, und der begleitende Herzschlag droht gegen Ende sogar zu stocken. Diese Wiederholung des Klagenden Gesanges ist ab 14'27 zu hören.

 

Und jetzt kommt unversehens Hilfe. Göttliche Hilfe!

 

Kennen Sie Goethes Faust? Da gibt es den Moment, da Faust sich das Leben nehmen will. Genau in diesem Moment dringen die Glocken und der Chorgesang der Osternacht an sein Ohr, und er, der Skeptiker, der im Kirchensinne Ungläubige, lässt mit den Worten „Die Träne quillt, die Erde hat mich wieder!“ von seinem Vorhaben ab! Dieselben Osterglocken erklingen auch an dieser Stelle unserer Sonate, im Augenblick der tiefsten Depression und Todesnähe. Sie werden symbolisiert durch einen G-dur-Akkord, der zehnmal angeschlagen wird und sich vom Pianissimo bis zum Dröhnen steigert. Der Wirkung dieser Stelle kann man sich kaum entziehen, und wieder wurde sie mit unerwarteten, fast archaischen pianistischen Mitteln erzeugt: Minute 16'30

 

Anschließend macht Beethoven etwas so Verblüffendes wie Geniales: Er beginnt noch einmal mit der Fuge, aber ganz anders als zuvor! Er kehrt das Fugenthema (= Hauptthema) um, das heißt, alles was zuvor aufwärts ging, geht nun abwärts und umgekehrt, nämlich was abwärts ging, geht nun aufwärts. Ganz vorsichtig, tastend, beginnt er dieses Experiment. Das Fugenthema erklingt nicht nur umgekehrt, sondern es wirkt auch noch etwas wackelig auf den Beinen. In der ersten Fuge, ja, da hatte es sich sicher gewähnt, unantastbar, denn was kann so einem soliden Fugenthema schon groß zustoßen, im Schutz der tausendfach erprobten bewährten alten Form!? Es hatte sich aber in Wirklichkeit wie ein Mensch mit wenig Selbstbewusstsein benommen, der sich, um sich sicher zu fühlen, in Schale wirft. Jetzt aber hören Sie, wie das umgekehrte Thema sich weiterentwickelt, wenn eine zweite, eine dritte Stimme dazutritt! Es wirkt alles persönlicher, ungeschützter. Da ist nichts von Routine, von gespielter Selbstverständlichkeit. Die Stimmen umschmeicheln sich, sie haben Charme und Anmut, die Seele spielt mit! Dieser neue Fugenbeginn ist bei Minute 17'01 bis ca. 17'23.

 

Ich deute diese Vorgänge so, dass jemand, nachdem er schmerzliche Irrwege gegangen ist, schließlich die Botschaft verstanden hat: „Tu die Dinge, die du tun willst, auf deine einzigartige Weise. Ahme nichts nach, was Deine Vorväter getan haben, und sei es noch so gut und erfolgreich gewesen! Glaube nicht, irgend etwas sei sicher, nur weil es seit Jahren oder Jahrhunderten funktioniert! Stell, wenn es sein muss, die Dinge, ja sogar dich selbst auf den Kopf! Handhabe alle Dinge individuell, sei authentisch. Und wenn du dir schon einbildest, eine Fuge schreiben zu müssen, dann ahme nicht Bach nach, sei er auch noch so genial, sondern mach was Eigenes!“ Hundert Jahre später sagte Ferruccio Busoni: „Nun erträume ich mir gern eine Art Kunstausübung, bei welcher jeder Fall ein neuer, eine Ausnahme wäre!“ Und ich erlaube mir zu ergänzen: Dies gilt nicht nur für die Kunstausübung, sondern auch für das Leben.

 

Nach diesem tastenden Anfang erleben wir eine der erstaunlichsten Passagen des Beethovenschen Werkes (die viele Hörer erst einmal gar nicht „schön“ finden). Die Musik gerät mehr und mehr in Bewegung, und es treten scheinbar neue Melodien hinzu, die aber ausnahmslos aus dem Fugenthema (= Hauptthema) mit den Terz- und Quartschritten gebildet sind. Hier ist eine Kombinationskunst am Werke, die ohne Beispiel ist und klingt, als stamme sie von tatsächlich von Busoni (oder Bartok oder Schönberg oder sonstwem aus dem 20. Jahrhundert). Und wonach klingt sie noch? Nach Arbeit! Da arbeitet einer an sich selbst und legt nach und nach alle Aspekte des Menschseins frei und verbindet sie miteinander. Schließlich kommt es bei Minute 18'05 zu einem Durchbruch: Das Körper-Hauptthema ist allpräsent, aber in höchstem Maße be-geist-ert durch die ständig flirrenden „Sternenregen“-Figurationen (die übrigens wiederum aus Tönen dieses selben Hauptthemas bestehen, die sozusagen ihre Mikro-Partikel bilden). Und die Seele jubelt über diese Auferstehung

 

Nun genießen Sie zum Schluss doch noch einmal diese gigantische Entwicklung von den Osterglocken über die anschließende Fugen-Umkehrung bis zum abschließenden Schluss-Jubel ab Minute 16'30!

 

Jürgen Plich
Grafenwandstr. 8
D-83088 Kiefersfelden

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