Lesen im Buche des Lebens

 

Ich fasse nochmal zusammen: Die Musik birgt in sich eine Wahrheit, die ein Musiker erkennen, aber dann nur kraft seiner Individualität auf seine einzigartige Weise zur Wirksamkeit bringen kann. Vertraut er auf diese seine Individualität und Einzigartigkeit, wird die Musik zu leuchten beginnen und ihre Wahrheit offenbaren. Das passiert auch dann, wenn der Musiker völlig „subjektiv“ musiziert, und es passiert gerade weil er Mut zu dieser Subjektivität hat. Verleugnet er hingegen seine Individualität, indem er Halt und Stütze in von außen kommenden Vorschriften sucht, wird die Wirkung der Musik schwächer werden und schließlich ganz versiegen.

 

Und jetzt komme ich zum entscheidenden Punkt, wenn Sie so wollen zur Pointe meines Aufsatzes. Ich ersetze nämlich jetzt in den soeben niedergeschriebenen Sätzen die Worte „Musik“ und „Musiker“ durch „Leben“ und „Mensch“. Dann lauten sie: Das Leben birgt in sich eine Wahrheit, die ein Mensch erkennen, aber dann nur kraft seiner Individualität auf seine einzigartige Weise zur Wirksamkeit bringen kann. Vertraut er auf diese seine Individualität und Einzigartigkeit, wird das Leben zu leuchten beginnen und seine Wahrheit offenbaren. Das passiert auch dann, wenn der Mensch völlig auf seine „subjektiven“ Erkenntnisse vertraut, und es passiert gerade weil er Mut zu dieser Subjektivität hat. Verleugnet er hingegen seine Individualität, indem er Halt und Stütze in von außen kommenden Vorgaben sucht, wird die Lebenskraft schwächer werden und schließlich ganz versiegen.

 

Wie wunderbar man doch das, was man in einem Mikrokosmos erlebt, aufs ganze Leben übertragen kann!

 

Damit haben wir auch sogleich eine Lösung für die Probleme der sogenannen „Pandemie“ zur Hand: Es gilt wie ein Künstler zu handeln. Nicht ein wissenschaftliches Denkmodell von Prof. Drosten oder Prof. Wieler, sondern nur die eigene schöpferische Potenz hilft. Nicht eine Frage wie „Wie muss man sich schützen, um sich nicht anzustecken?“ ist relevant, sondern: Was brauche ich, um meine Lebenskraft voll zur Entfaltung zu bringen, allen Versuchen zum Trotz, mit denen man mir die Freude zu nehmen versucht? Da gibt es viele Möglichkeiten: Viel Sonne? Sport? Lange Spaziergänge? Freie Natur? Liebe Menschen, mit denen ich gute Gespräche führen kann? Querdenker-Demos? Gute Bücher, gute Musik, künstlerische Betätigung, Meditation, Gebete? (Der Mensch lebt nicht vom Brot allein!) Oder muss ich gar nichts Besonderes tun? Bin ich vielleicht schon längst stark genug und unangreifbar?  – Hierauf gilt es starke, klare, mutige, eigenständige Antworten zu geben und konsequent danach zu handeln. Wie ein wirklicher Künstler eben! Meine eigenen Antworten müssen übrigens mit denen meines Nachbarn überhaupt nicht übereinstimmen, obwohl, nein: weil der das Richtige für sich finden wird, denn er ist ja auch ein Künstler mit eigener Fantasie. Aber eines ist klar: Keiner, der sich ernsthaft selbst befragt, wird dabei auf die idiotische Idee kommen, die in tumber Einfallslosigkeit allen Mitgliedern der Menschenherde aufgedrängten Korsetts zu tragen, die da heißen „Abstand, Maske, Test und Impfung“. Korsetts, die der Vorstellung gleichen, eine Arie müsse unter allen Umständen wie irgendein alberner Barocktanz gespielt oder gesungen werden und zwar: „alternativlos“!

 

Nur indem das bereits mehrfach beschriebene Paradoxon (Objektives kann nur subjektiv zum Ausdruck gebracht werden) verstanden wird, können auch manche schmählich missbrauchten Begriffe eine sinnvolle Bedeutung gewinnen, z.B. „Solidarität“ und „Zusammenhalt“. Es wird ja jetzt so getan, als sei damit der widerspruchslose Vollzug eines Marschbefehls gemeint: welch eine Begriffsverstümmelung! Nein, wahre Solidarität bedeutet etwas anderes, nämlich: Die ganze Menschheitsfamilie (auch und gerade die Millionen jetzt in Hungersnot geratenen Drittweltbewohner) müsste mit ihren Miliarden Augenpaaren dieses Corona-Phänomen anschauen unbeeinflusst von Propaganda! Und jede einzelne dieser Milliarden „subjektiver“ Sichtweisen müsste als wichtiger Teilaspekt der „objektiven“ Wahrheit wahr- und ernstgenommen werden. Das wäre Solidarität! Die vielen subjektiven Wahrnehmungen sind wertvoll und wichtig, so wie wir auch froh sein können, dass jeder Musiker anders musiziert und wir auf diese Weise immer wieder neue Aspekte derselben Wahrheit eines Musikstücks kennenlernen dürfen. Darüber, was passiert, wenn diese Vielfalt niedergeschlagen und an ihre Stelle ein Glaubensbefehl von oben gesetzt wird, erteilt jedes Geschichtsbuch Auskunft ...

 

Aber wir wollen abschließend zum Begriff des Denkens zurückkommen. Was also hat all das mit dem Denken zu tun? Was ist Denken? Meine Antwort lautet: Denken ist jene geduldige Befragung, die wir an uns und an die Welt richten, das Aufspüren dessen, was ich im Zusammenhang mit der Musik als ihren Geist beschrieben habe. Es ist die Fähigkeit des Lesens im Buch des Lebens (frei nach der Formulierung Lesen im Buch der Natur des anthroposophischen Naturforschers Dr. Otto Wolff). Das heißt: Wer sich der Welt freundlich zuwendet und öffnet, dem öffnet sie sich auch und verrät ihm ihre Geheimnisse. Irrtümer passieren dabei nach wie vor, aber immer weniger, weil man nämlich irgendwann merkt, dass man Gedanken, die gleichsam in den Dingen drinnen stecken, mit in sein Denken aufnimmt; so jedenfalls erlebe ich es mit der Musik, wenn ich sie mit genügender Geduld befrage.

 

Denken ist also die Teilhabe an einer allumfassenden Gedankenwelt, die nicht nur in einem als abgeschlossen gedachten „subjektiven“ Inneren, sondern auch in den angeschauten materiellen und geistigen „Objekten“ lebt. Darum hebt es in letzter Konsequenz den Gegensatz von Objektivität und Subjektivität auf.

 

Die moderne Wissenschaft beherrscht diese Art des Denkens nicht (mehr); für sie ist die Welt irgendwie fremd, „etwas Kaltes da draußen“ und im Zweifelsfall feindlich. Sie beschäftigt sich zu wenig mit dem Leben, dafür zu viel mit abgetöteten oder degenerierten Präparaten, sitzt zu lange in Labors und vor Computerbildschirmen. Deshalb versteht sie völlig natürliche Vorgänge wie das Auftreten von Viren nicht und behandelt sie so, als habe uns die Welt den Krieg erklärt. Wir ahnen dann auch, warum moderne Künstler es heute kaum noch schaffen, mit einer solchen Unbedingtheit und Rückhaltlosigkeit zu musizieren wie weiland Furtwängler: Da die „Wissenschaft“ uns von der Welt entfremdet hat, halten wir auch die Musik nicht mehr für unseren Freund. Wir vertrauen uns ihr nicht mehr vorbehaltlos an, argwöhnen, sie wolle uns verschlingen, indem sie uns nötigt, Gefühle zu zeigen, die wir lieber verbergen möchten, fühlen uns deshalb von ihr bedroht – und erhoffen uns Hilfe von außen (ausgerechnet von der genauso misstrauischen „Wissenschaft“), um uns abzusichern.

 

Den mit Hilfe dieser Wissenschaft ausgegebenen Glaubensbefehl führen immer noch zu viele willig aus. Er wird aber in der aktuellen Lage derart penetrant und aggressiv aufgedrängt, dass immer mehr Menschen darob stutzig werden und ihn verweigern. Sie entwickeln gute und zahlreiche Gegenargumente und -entwürfe, und es schießen Denk-Alternativen aus dem Boden wie Pflanzen, die in der Wüste jahrelang auf den Regen gewartet haben (so habe ich es jedenfalls im Disney-Film „Die Wüste lebt“ gesehen). Das kann man nur freudig begrüßen, auch da, wo die Gedanken vielleicht verwegen oder auf den ersten Blick abseitig erscheinen mögen. Es muss jetzt alles heraus, was schöpferisch ist und Fantasie hat! Wer kannte schon z.B. die bisher als abseitig geltende Theorie des Molekularbiologen Dr. Stefan Lanka, der die krankmachende Wirkung von Viren grundsätzlich in Frage stellt und ganz andere, teils geistige Ursachen für schlimme Krankheiten in Betracht zieht? Es musste offenbar diese Krise eintreten, damit seine These endlich in weiten Kreisen diskutiert wird und die Beachtung findet, die ihr gebührt – die ihr auch dann gebührte, ist ausdrücklich dazuzusagen, wenn man sie am Ende verwerfen würde. Denn wir müssen alles begrüßen, was neue Denkwege eröffnet! Toll, dass es auch solche Wissenschaftler gibt; das gilt natürlich auch von Persönlichkeiten wie Dr. Wodarg, Prof. Bhakdi und anderen, die dem geltenden Narrativ mutig widersprechen.

 

Ja, viele Menschen besinnen sich in dieser schwierigen Zeit auf ihr Denken als schöpferische Kraft. Das macht Mut und kann dazu führen, dass sich die teuflische Agenda der Mächtigen am Ende gegen sie wendet und wir wieder frei werden, und zwar freier, weil bewusster als zuvor. „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ (Hölderlin). Möge diese Agenda jedermann zum Stolperstein werden, möge sie eine Initialzündung auslösen für die Sprengkraft, die in jedermanns individuellen schöpferischen Möglichkeiten liegt! Ich jedenfalls verspüre im Moment einen deutlichen Impuls, meine künstlerische Arbeit noch intensiver zu betreiben, noch ernster zu nehmen, mich in ihr noch klarer, noch unmittelbarer – und vor allem: noch freier! – auszudrücken.

 

Zum Abschluss noch eine Hör-Empfehlung:
Georg Kreisler: Das Lied von der Wirklichkeit

 

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Jürgen Plich
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