Das Virus

 

"Der Keim ist nichts, das Milieu ist alles!"

(Claude Bernard)

 

Manche Zeitgenossen, die eigentlich "ganzheitlich" denken (wollen), Yoga oder Tai-Chi praktizieren und lieber einen Heilpraktiker oder Homöopathen aufsuchen als einen Schul-mediziner, wandeln sich in dieser Krise und bekennen sich plötzlich zur Ausrottung des Virus als einziger Option. Auch in solchen Kreisen nimmt man eben die eigenen Therapien nicht immer hundertprozentig ernst, und mancher Homöopath rät bei einem ernsten Leiden dazu, sich lieber schulmedizinisch behandeln zu lassen und die Homöopathie nur als Begleitprogramm, etwa zur Abschwächung von Nebenwirkungen, mitlaufen zu lassen. Stärker als die eigene Grundüberzeugung ist dann der Glaube an die Illusion einer "gesicherten Wissenschaft". Über die Entstehung wissenschaftlicher Glaubenssätze ist man sich dabei selten im Klaren: Neue Entdeckungen oder Theorien waren ja keineswegs immer von Beginn an unumstritten! Nein, da gab es manchen erbitterten Krieg der Wissenschaftler, aus denen schließlich einer als Sieger hervorging. – Ob das immer der war, der Recht hatte?

 

Auch unsere moderne Vorstellung von Krankheitserregern und Infektionen ging aus einem solchen Kampf hervor. Er tobte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und war gleichzeitig ein Streit zweier Weltanschauungen. Robert Koch und Louis Pasteur vertraten – pointiert formuliert - ein "kriegerisches Krankheitskonzept, (beruhend) auf der Vorstellung, dass Menschen solange gesund seien, bis sie von äußeren Feinden angegriffen würden". Claude Bernard und Max von Pettenkofer hingegen hielten das "Milieu" in einem lebendigen Körper für entscheidend. Im Selbstversuch trank Pettenkofer sogar ein Glas mit von Cholera-erregern verseuchtem Wasser ganz aus und erlitt lediglich schwachen Durchfall. Damit wollte er beweisen, dass die Bakterien in einem gesunden Milieu keinen Schaden anrichten können.

 

Die Milieutheoretiker dachten ganzheitlich. Sie sahen das Problem nicht im Viren"befall", weil der Körper ein Biotop ist, in dem körpereigene Zellen neben einer gleich großen Anzahl von Bakterien und Viren in Symbiose leben; deshalb muss und kann er normalerweise gut damit umgehen. Auch heute gibt es zahllose Ärzte, die dieses Prinzip verstanden haben und vertreten. Hören wir den HNO-Arzt Dr. Bodo Schiffmann: "Ich begegne täglich kranken Menschen. Mir ist bewusst, dass es Krankheiten, Viren, Bakterien gibt, und mir ist bewusst, dass ich die brauche, um zu überleben. Ich brauche den Kontakt zu Viren, Bakterien, Pilzen, damit mein Immunsystem fit bleibt. So wie Sie im Sportstudio Ihre Muskeln trainieren."

 

Aber im universitären Wissenschaftsbetrieb hat sich das Koch-/Pasteur'sche Konzept durchgesetzt, was man schon daran erkennt, dass die deutsche Gesundheitsbehörde "Robert-Koch-Institut" und die französische "Institut Pasteur" heißt. Von dort aus wird die Vorstellung, der Mensch befinde sich im Dauerkrieg gegen gefährliche Viren, als "wissenschaftlich gesichert" auch in die Normalbevölkerung hinein transportiert, so dass wir inzwischen Mikroben"befall" mit Verseuchung und Krankheit, im Umkehrschluss Sterilität mit Gesundheit gleichsetzen. Nichts könnte falscher sein.

 

Die Virologin Prof. Dr. Karin Mölling sagt: "Die Viren gehören wie die Mikroorganismen und die Bakterien zu unserem Leben. Sie sind länger auf der Welt als wir. Die Viren sind so flexibel und anpassungsfähig und so innovativ. Sie haben mitgeholfen, uns zu machen." Und der Lungenfacharzt Dr. Wolfgang Wodarg vergleicht unseren Körper mit einer Frühlingswiese: "Erstmal haben Sie da das alte Wintergras, dann kommen die ersten grünen Sprossen, die ersten Gräser, und dann sehen Sie plötzlich einzelne gelbe Blüten, das sind meistens die ersten. … Dann werden das Pusteblumen, dann sieht das ein bisschen grau aus, und dann … kommen die Gänseblümchen heraus. Das heißt, die Wiese ändert im Laufe von wenigen Wochen ihre Farbe. Alle diese Pflanzen sind aber die ganze Zeit, sie sind immer da, die kommen ja nächstes Jahr wieder, die vermehren sich immer. Genauso ist das mit den Viren auch, und wenn Sie solche Dinge kennen – dass es Konkurrenz gibt zwischen Pflanzen, dass die Bienen brauchen, also dass das ein Ökosystem ist: das ist bei uns drinnen auch so. Die Viren sind Teil unseres Ökosystems, immer schon gewesen. Wir Menschen wären nicht so, wenn das nicht so wäre. Die Viren sind ein Teil dessen, was uns geformt hat. Das ist heute nicht anders als vor tausend Jahren."

 

Dr. Schiffmann, Prof. Mölling und Dr. Wodarg sahen von Beginn der "Corona-Krise" an keinen Grund zur Panik. Ahnungslose Journalisten schrieben, das sei eine "Verharmlosung", aber das ist ein schwerwiegendes Missverständnis. Diese Mediziner betrachten die Phänomene Gesundheit und Krankheit nicht mit einem verengten, sondern mit einem offenen und ganzheitlichen Blick. Ihr Verständnis vom Wesen der Viren allgemein und des, wie es immer heißt, "neuartigen" Sars-CoV-2-Virus, ist immens wichtig: Sie erklären uns, dass Viren immer wieder "neuartig" sind, weil sie sich stets anpassen, und dass das nichts Besonderes ist. Eine besondere Gefährlichkeit wird durch das Wort „neuartig“ suggeriert, weil wir uns unter "neuartig" etwas völlig Falsches vorstellen, nämlich den Einbruch einer neuen feindlichen Wunderwaffe in unser Leben – aber das ist Science Fiction.

 

"Und wenn da einer sagt: 'Oh, da ist jetzt ein neuer Erreger in Wuhan, und der ist jetzt schon vier Wochen unterwegs' – da kann ich nur lachen. Das sind Fachidioten, die so was sagen. So haben wir die jedenfalls früher genannt, als Studenten haben wir gesagt: 'Wer da immer nur durch sein Mikroskop guckt und meint, er versteht die Welt …' Das war nicht böse gemeint, das waren kluge Leute, aber das waren Fachidioten", sagt Dr. Wodarg.

 

Man stelle sich nun vor, die Menschheit entschiede sich, die Symbiose mit den Mikroben aufzukündigen, die uns über Jahrtausende geholfen haben zu überleben. Aus Unkenntnis und falsch verstandener Gesundheitsfürsorge entschlössen wir uns, Jahr für Jahr die sich ständig verändernden Viren aggressiv zu bekämpfen und das lebensnotwendige Milieu in unserem Körper auszutrocknen, indem wir jedem mutierten Virus, statt mit ihm leben zu lernen, den erbitterten Kampf ansagen. Wir sind gerade im Begriff, das zu tun. "Corona" liefert den Vorwand. Ich befürchte in diesem Falle das Schlimmste für das Überleben der zivilisierten Menschheit.

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Jürgen Plich
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